Bilder
sind der Laien Schrift und Bücher.
Bücher fressen und nicht verdauen, ist ungesund.
Bücher sind stumme Lehrer.
Ohne Bücher ist böse studieren.
Sieben alte Bücher hecken leicht ein neues aus.
Vergoldete Bücher machen aus faulen Studenten keine Doktoren.
Viel Bücher, wenig Leser.
Wer Bücher kauft und nicht liest, bei Tische sitzt und nicht
ißt, auf die Jagd geht und nicht schießt, ist ein Narr, daß
ihr's wißt.
Wer die Bücher läßt unversehrt, ist gewiß nicht allzu
gelehrt.
Alte Bücher und Freunde soll man wert halten.
Je weniger man die Bücher gebraucht, desto mehr verderben sie.
Drei Dinge hab' ich gern alt: alte Bücher zum Lesen, altes Holz
zum Brennen, alten Wein zum Trinken.
Vier Dinge machen die Menschen klug: das Lesen guter Bücher,
Reisen durch viel Länder, viel Müh' und Arbeit und Umgang mit
wichtigen Sachen.
Es
gibt drei Dinge, welche uns in die Lage bringen, über uns selbst
hinaus wachsen zu können: die Einsamkeit, die großen Bücher,
das heißt der gedruckte Geist, die gedruckten Herzen großer
Menschen; und die Natur.
Altenberg: Wie ich es sehe.
Man liest ein Buch. Wie Sterne sind die Bücher der Poeten. So
unendlich weit von uns. Und dennoch schimmern sie.
Altenberg: Wie ich es sehe.
Welches ist der heiligste Satz der Diätetik?!?
»On ne vit pas de ce qu'on mange, on vit de ce qu'on digère!«
Dieses gilt nicht nur für Speisen, sondern auch für Bücher und
Menschen! Vor allem für diese.
Altenberg: Pròdromos.
Manche Bücher scheinen wie der Magnet einer größeren
periodischen Einwirkung unterworfen zu sein, die mit den
gewöhnlichen Jahreszeiten der Büchermesse und den Monatszeichen
der Recensionen in keiner Verbindung steht.
Arnim, Achim von: Des Knaben Wunderhorn.
Mein erstes Lesen Deiner Bücher! Ich verstand sie nicht, aber
der Klang, der Rhythmus, die Wahl der Worte, denen Du Deinen
Geist vertrautest, die rissen mich hin, ohne daß ich den Inhalt
begriff, ja, ich möchte sagen, daß ich viel zu tief mit Dir
beschäftigt war, als daß die Geschichte Deiner Dichtungen sich
hätte zwischen uns drängen können; ach, es hatte mir niemand
von Dir gesagt, er ist der größte, der einzige Mensch unter
allen, ich mußte es alles selbst erfahren, wie ich Deine Bücher
allmählich verstehen lernte, wie oft fühlte ich mich beschämt
durch diese machtausübenden Begeisterungen, da stand ich und
redete im Spiegel mit mir.
Arnim, Bettina von: Goethes Briefwechsel mit einem Kinde.
Gesellschaft
Aus einer großen Gesellschaft heraus
Ging einst ein stiller Gelehrter zu Haus.
Man fragte: »Wie seid Ihr zufrieden gewesen?«
»Wären's Bücher«, sagt' er, »ich würd' sie nicht lesen.«
Goethe: Gedichte (Ausgabe letzter Hand. 1827).
An Annetten
Es nannten ihre Bücher
Die Alten sonst nach Göttern,
Nach Musen und nach Freunden,
Doch keiner nach der Liebsten;
Warum sollt ich, Annette,
Die du mir Gottheit, Muse
Und Freund mir bist und alles,
Dies Buch nicht auch nach deinem
Geliebten Namen nennen?
Goethe: Gedichte. Nachlese.
Kinderverstand
In großen Städten lernen früh
Die jüngsten Knaben was;
Denn manche Bücher lesen sie
Und hören dies und das
Vom Lieben und vom Küssen,
Sie brauchten's nicht zu wissen.
Und mancher ist im zwölften Jahr
Fast klüger, als sein Vater war,
Da er die Mutter nahm.
Goethe: Gedichte. Nachlese.
Lesebuch
Wunderlichstes Buch der Bücher
Ist das Buch der Liebe;
Aufmerksam hab ich's gelesen:
Wenig Blätter Freuden,
Ganze Hefte Leiden;
Einen Abschnitt macht die Trennung.
Wiedersehn! ein klein Kapitel,
Fragmentarisch. Bände Kummers
Mit Erklärungen verlängert,
Endlos, ohne Maß.
O Nisami! doch am Ende
Hast den rechten Weg gefunden;
Unauflösliches, wer löst es?
Liebende, sich wieder findend.
Goethe: West-östlicher Divan.
Dem Literator kommen die poetischen Werke zuerst als Buchstaben
in die Hand, sie liegen als Bücher vor ihm, die er aufzustellen
und zu ordnen berufen ist.
Goethe: West-östlicher Divan.
O sähst du, voller Mondenschein,
Zum letztenmal auf meine Pein,
Den ich so manche Mitternacht
An diesem Pult herangewacht!
Dann über Bücher und Papier,
Trübsel'ger Freund, erschienst du mir.
Ach könnt ich doch auf Bergeshöhn
In deinem lieben Lichte gehn,
Um Bergeshöhl' mit Geistern schweben,
Auf Wiesen in deinem Dämmer weben,
Von all dem Wissensqualm entladen
In deinem Tau gesund mich baden!
Goethe: Ur-Faust
Gewisse Bücher scheinen geschrieben zu sein, nicht damit man
daraus lerne, sondern damit man wisse, daß der Verfasser etwas
gewußt hat.
Goethe: Maximen und Reflexionen.
Auch Bücher haben ihr Erlebtes, das ihnen nicht entzogen werden
kann.
Goethe: Maximen und Reflexionen.
Es gibt Bücher, durch welche man alles erfährt und doch zuletzt
von der Sache nichts begreift.
Goethe: Maximen und Reflexionen.
Man hatte zu der Zeit noch keine Bibliotheken für Kinder
veranstaltet. Die Alten hatten selbst noch kindliche Gesinnungen,
und fanden es bequem, ihre eigene Bildung der Nachkommenschaft
mitzuteilen. Außer dem »Orbis pictus« des Amos Comenius kam
uns kein Buch dieser Art in die Hände; aber die große
Foliobibel, mit Kupfern von Merian, ward häufig von uns
durchblättert; Gottfrieds »Chronik«, mit Kupfern desselben
Meisters, belehrte uns von den merkwürdigsten Fällen der
Weltgeschichte; die »Acerra philologica« tat noch allerlei
Fabeln, Mythologien und Seltsamkeiten hinzu; und da ich gar bald
die Ovidischen »Verwandlungen« gewahr wurde, und besonders die
ersten Bücher fleißig studierte: so war mein junges Gehirn
schnell genug mit einer Masse von Bildern und Begebenheiten, von
bedeutenden und wunderbaren Gestalten und Ereignissen angefüllt,
und ich konnte niemals Langeweile haben, indem ich mich immerfort
beschäftigte, diesen Erwerb zu verarbeiten, zu wiederholen,
wieder hervorzubringen.
Goethe: Aus meinem Leben. Dichtung und Wahrheit.
Und viele Bücher trag ich im Kopf!
Heine: Deutschland. Ein Wintermärchen.
Das war ein Vorspiel nur, dort, wo man Bücher
Verbrennt, verbrennt man auch am Ende Menschen.
Heine: Almansor.
Die großen Fakta und die großen Bücher entstehen nicht aus
Geringfügigkeiten, sondern sie sind notwendig, sie hängen
zusammen mit den Kreisläufen von Sonne, Mond und Sternen, und
sie entstehen vielleicht durch deren Influenz auf die Erde. Die
Fakta sind nur die Resultate der Ideen;... aber wie kommt es,
daß zu gewissen Zeiten sich gewisse Ideen so gewaltig geltend
machen, daß sie das ganze Leben der Menschen, ihr Tichten und
Trachten, ihr Denken und Schreiben, aufs wunderbarste
umgestalten? Es ist vielleicht an der Zeit, eine literarische
Astrologie zu schreiben und die Erscheinung gewisser Ideen oder
gewisser Bücher, worin diese sich offenbaren, aus der
Konstellation der Gestirne zu erklären.
Heine: Die romantische Schule.
Ein Buch will seine Zeit, wie ein Kind. Alle schnell in wenigen
Wochen geschriebenen Bücher erregen bei mir ein gewisses
Vorurteil gegen den Verfasser.
Heine: Aphorismen und Fragmente.
Ohne nachdenkende Erfahrung versteht man die Bücher nicht; diese
wiederum machen uns auf den lebendigen Geist der Zeiten
aufmerksam.
Herder: Briefe zur Beförderung der Humanität.
Die einzelnen sind es, welche die Leiden der Zeit leiden und die
Gedanken der Zeit denken. Und Bücher, aus denen solch ein
Schmerz der Zeit spricht, sind die traurigsten und werden sehr
berühmt, weil es die einzigen sind, die wir beinahe ganz
verstehen können.
Hofmannsthal: Das Tagebuch eines Willenskranken.
Sie lesen noch lieber Zeitungen als Bücher, und obwohl sie nicht
bestimmt wissen, was sie suchen, so ist es doch sicherlich
keineswegs Poesie, sondern es sind seichte, für den Moment
beruhigende Aufschlüsse, es sind die Zusammenstellungen realer
Fakten, es sind faßliche und zum Schein neue »Wahrheiten«, es
ist die rohe Materie des Daseins.
Hofmannsthal: Der Dichter und diese Zeit.
Das Buch ist da, voll seiner Gewalt über die Seele, über die
Sinne. Das Buch ist da und flüstert, wo Lust aus dem Leben zu
gewinnen ist und wie Lust zerrinnt, wie Herrschaft über die
Menschen gewonnen wird und wie die Stunde des Todes soll ertragen
werden. Das Buch ist da und in ihm der Inbegriff der Weisheit und
der Inbegriff der Verführung. Es liegt da und schweigt und redet
und ist um soviel zweideutiger, gefährlicher, geheimnisvoller,
als alles zweideutiger, machtvoller und geheimnisvoller ist in
dieser über alle Maßen unfaßlichen, dieser im höchsten Sinne
poetischen Zeit. Es hat keinen Sinn, eine wohlfeile Antithese zu
machen und den Büchern das Leben entgegenzustellen. Denn wären
die Bücher nicht ein Element des Lebens, ein höchst
zweideutiges, entschlüpfendes, gefährliches, magisches Element
des Lebens, so wären sie gar nichts und es wäre nicht des Atems
wert, über sie zu reden. Aber sie sind in der Hand eines jeden
etwas anderes, und sie leben erst, wenn sie mit einer lebendigen
Seele zusammenkommen. Sie reden nicht, sondern sie antworten,
dies macht Dämonen aus ihnen.
Hofmannsthal: Der Dichter und diese Zeit.
Ich höre des öfteren, man nennt irgendwelche Bücher
naturalistische und irgendwelche psychologische und andere
symbolistische, und noch andere ebenso nichtssagende Namen. Ich
glaube nicht, daß irgend eine dieser Bezeichnungen den leisesten
Sinn hat für einen, der zu lesen versteht. Ich glaube auch
nicht, daß ein anderer Streit, mit dem die Luft erschüttert
wird, irgend eine Bedeutung für das innere Leben der lebendigen
Menschen hat, ich meine den Streit über die Größe und die
Kleinheit der einzelnen Dichter, über die Abstufungen unter
ihnen, und darüber, ob die lebendigen Dichter um so viel
geringer sind als die toten. Denn ich glaube, für den einzelnen,
für den, der das Erlebnis des Lesenden kennt, für ihn wandeln
tote Dichter mitten unter den Lebendigen und führen ihr zweites
Leben. Für ihn gibt es ein Zeichen, das dem dichterischen
Gebilde aufgeprägt ist: daß es geboren ist aus der Vision.
Sonst kümmern ihn keine Unterscheidungen. Er wartet nicht auf
den großen Dichter. Für ihn ist immer der Dichter groß, der
seine Seele mit dem Unmeßbaren beschenkt.
Hofmannsthal: Der Dichter und diese Zeit.
Stoßseufzer!
Heut mißt man die Bücher mit Ellen
Ein wahrer Papier-Ocean!
Tagtäglich drei neue Novellen,
Tagtäglich ein neuer Roman!
Holz: Buch der Zeit.
Ertragt Bücher, Menschen und euch!
Jean Paul: Leben des Quintus Fixlein.
Da überhaupt die Bücher nur größere Briefe an das Publikum
sind: so ringen wir nach jener angenehmen Nachlässigkeit, die
man in kleineren Briefen so achtet und genießt.
Jean Paul: Vorschule der Ästhetik.
Heutzutage haben wir schon Bücher von Büchern und
Beschreibungen von Beschreibungen.
Lichtenberg: Aus den »Sudelbüchern«
Himmel laß mich nur kein Buch von Büchern schreiben.
Lichtenberg: Aus den »Sudelbüchern«
Schreibt man denn Bücher bloß zum Lesen? oder nicht auch zum
Unterlegen in die Haushaltung? Gegen eins, das durchgelesen wird,
werden Tausende durchgeblättert, andere Tausend liegen stille,
andere werden auf Mauslöcher gepreßt, nach Ratzen geworfen, auf
andern wird gestanden, gesessen, getrommelt, Pfefferkuchen
gebacken, mit andern werden Pfeifen angesteckt, hinter dem
Fenster damit gestanden.
Lichtenberg: Aus den »Sudelbüchern«
Unter die größten Entdeckungen, auf die der menschliche
Verstand in den neuesten Zeiten gefallen ist, gehört meiner
Meinung nach wohl die Kunst, Bücher zu beurteilen, ohne sie
gelesen zu haben.
Lichtenberg: Aus den »Sudelbüchern«
Der deutsche Gelehrte hält die Bücher zu lange offen, und der
Engländer macht sie zu früh zu. Beides hat indessen in der Welt
seinen Nutzen.
Lichtenberg: Aus den »Sudelbüchern«
Es ist sehr gut, die von andern hundertmal gelesenen Bücher
immer noch einmal zu lesen, denn obgleich das Objekt einerlei
bleibt, so ist doch das Subjekt verschieden.
Lichtenberg: Aus den »Sudelbüchern«
Wie man alte Bücher studiert, in der Absicht Wahrheit zu suchen,
so kann man wohl zuweilen eine Ausbeute erhalten, die andern
entgangen ist, allein man riskiert auch zuweilen, die beste Zeit
seines Lebens zu verkuxen.
Lichtenberg: Aus den »Sudelbüchern«
Ob ich gleich weiß, daß sehr viele Rezensenten die Bücher
nicht lesen die sie so musterhaft rezensieren, so sehe ich doch
nicht ein was es schaden kann, wenn man das Buch lieset, das man
rezensieren soll.
Lichtenberg: Aus den »Sudelbüchern«
Seine Bücher waren alle sehr nett, sie hatten auch sonst wenig
zu tun.
Lichtenberg: Aus den »Sudelbüchern«
Wie die Menschen, so die Bücher, die von ihnen geschrieben
werden. Anstatt mich also über die überhandnehmende
Schriftstellerei zu beklagen, bete ich vielmehr die hohe Ordnung
der Natur an, die es überall will, daß von allem was geboren
wird ein großer Teil zu Dünger wird und zu Makulatur, welches
eine Art von Dünger ist. Mit einem Wort Deutschland ist das
wahre Bücher-Beet für die Welt, die Treibhäuser, die Gärtner,
ich meine die Buchhändler mögen auch sagen was sie wollen.
Lichtenberg: Aus den »Sudelbüchern«
Man hat Nachtstühle, die wie aufeinander gelegte Folianten
aussehen. Einige Schriftsteller scheinen Gefallen an der
umgekehrten Methode zu finden und Bücher zu schreiben die sich
wie Nachtstühle präsentieren.
Lichtenberg: Aus den »Sudelbüchern«
Eine seltsamere Ware, als Bücher, gibt es wohl schwerlich in der
Welt. Von Leuten gedruckt, die sie nicht verstehen; von Leuten
verkauft, die sie nicht verstehen; gebunden, rezensiert und
gelesen von Leuten, die sie nicht verstehen; und nun gar
geschrieben von Leuten, die sie nicht verstehen.
Lichtenberg: Aus den »Sudelbüchern«
Schuldbewußt verdammt der Überwinder
Selbst die junge Wißbegier der Kinder;
Daß sie nicht im Ehedem sich spiegeln,
Läßt er selbst der Bücher Schatz versiegeln!
Platen: Gedichte
Es gibt Schriftsteller die Unbedingtes trinken wie Wasser; und
Bücher, wo selbst die Hunde sich aufs Unendliche beziehen.
Schlegel: Kritische Fragmente.
Leute die Bücher schreiben, und sich dann einbilden, ihre Leser
wären das Publikum, und sie müßten das Publikum bilden: diese
kommen sehr bald dahin, ihr sogenanntes Publikum nicht bloß zu
verachten, sondern zu hassen; welches zu gar nichts führen kann.
Schlegel: Kritische Fragmente.
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