„Bücher“ in deutschen Sprichwörtern
und Zitate über Bücher in der deutschen Literatur



1. Sprichwörter über Bücher:

Bilder sind der Laien Schrift und Bücher.

Bücher fressen und nicht verdauen, ist ungesund.

Bücher sind stumme Lehrer.

Ohne Bücher ist böse studieren.

Sieben alte Bücher hecken leicht ein neues aus.

Vergoldete Bücher machen aus faulen Studenten keine Doktoren.

Viel Bücher, wenig Leser.

Wer Bücher kauft und nicht liest, bei Tische sitzt und nicht ißt, auf die Jagd geht und nicht schießt, ist ein Narr, daß ihr's wißt.

Wer die Bücher läßt unversehrt, ist gewiß nicht allzu gelehrt.

Alte Bücher und Freunde soll man wert halten.

Je weniger man die Bücher gebraucht, desto mehr verderben sie.

Drei Dinge hab' ich gern alt: alte Bücher zum Lesen, altes Holz zum Brennen, alten Wein zum Trinken.

Vier Dinge machen die Menschen klug: das Lesen guter Bücher, Reisen durch viel Länder, viel Müh' und Arbeit und Umgang mit wichtigen Sachen.

 

2. Deutsche Literatur über Bücher:

Es gibt drei Dinge, welche uns in die Lage bringen, über uns selbst hinaus wachsen zu können: die Einsamkeit, die großen Bücher, das heißt der gedruckte Geist, die gedruckten Herzen großer Menschen; und die Natur.
Altenberg: Wie ich es sehe.

Man liest ein Buch. Wie Sterne sind die Bücher der Poeten. So unendlich weit von uns. Und dennoch schimmern sie.
Altenberg: Wie ich es sehe.

Welches ist der heiligste Satz der Diätetik?!?
»On ne vit pas de ce qu'on mange, on vit de ce qu'on digère!« Dieses gilt nicht nur für Speisen, sondern auch für Bücher und Menschen! Vor allem für diese.
Altenberg: Pròdromos.

Manche Bücher scheinen wie der Magnet einer größeren periodischen Einwirkung unterworfen zu sein, die mit den gewöhnlichen Jahreszeiten der Büchermesse und den Monatszeichen der Recensionen in keiner Verbindung steht.
Arnim, Achim von: Des Knaben Wunderhorn.

Mein erstes Lesen Deiner Bücher! Ich verstand sie nicht, aber der Klang, der Rhythmus, die Wahl der Worte, denen Du Deinen Geist vertrautest, die rissen mich hin, ohne daß ich den Inhalt begriff, ja, ich möchte sagen, daß ich viel zu tief mit Dir beschäftigt war, als daß die Geschichte Deiner Dichtungen sich hätte zwischen uns drängen können; ach, es hatte mir niemand von Dir gesagt, er ist der größte, der einzige Mensch unter allen, ich mußte es alles selbst erfahren, wie ich Deine Bücher allmählich verstehen lernte, wie oft fühlte ich mich beschämt durch diese machtausübenden Begeisterungen, da stand ich und redete im Spiegel mit mir.
Arnim, Bettina von: Goethes Briefwechsel mit einem Kinde.

Gesellschaft
Aus einer großen Gesellschaft heraus
Ging einst ein stiller Gelehrter zu Haus.
Man fragte: »Wie seid Ihr zufrieden gewesen?«
»Wären's Bücher«, sagt' er, »ich würd' sie nicht lesen.«
Goethe: Gedichte (Ausgabe letzter Hand. 1827).

An Annetten
Es nannten ihre Bücher
Die Alten sonst nach Göttern,
Nach Musen und nach Freunden,
Doch keiner nach der Liebsten;
Warum sollt ich, Annette,
Die du mir Gottheit, Muse
Und Freund mir bist und alles,
Dies Buch nicht auch nach deinem
Geliebten Namen nennen?
Goethe: Gedichte. Nachlese.

Kinderverstand
In großen Städten lernen früh
Die jüngsten Knaben was;
Denn manche Bücher lesen sie
Und hören dies und das
Vom Lieben und vom Küssen,
Sie brauchten's nicht zu wissen.
Und mancher ist im zwölften Jahr
Fast klüger, als sein Vater war,
Da er die Mutter nahm.
Goethe: Gedichte. Nachlese.

Lesebuch
Wunderlichstes Buch der Bücher
Ist das Buch der Liebe;
Aufmerksam hab ich's gelesen:
Wenig Blätter Freuden,
Ganze Hefte Leiden;
Einen Abschnitt macht die Trennung.
Wiedersehn! ein klein Kapitel,
Fragmentarisch. Bände Kummers
Mit Erklärungen verlängert,
Endlos, ohne Maß.
O Nisami! – doch am Ende
Hast den rechten Weg gefunden;
Unauflösliches, wer löst es?
Liebende, sich wieder findend.
Goethe: West-östlicher Divan.

Dem Literator kommen die poetischen Werke zuerst als Buchstaben in die Hand, sie liegen als Bücher vor ihm, die er aufzustellen und zu ordnen berufen ist.
Goethe: West-östlicher Divan.

O sähst du, voller Mondenschein,
Zum letztenmal auf meine Pein,
Den ich so manche Mitternacht
An diesem Pult herangewacht!
Dann über Bücher und Papier,
Trübsel'ger Freund, erschienst du mir.
Ach könnt ich doch auf Bergeshöhn
In deinem lieben Lichte gehn,
Um Bergeshöhl' mit Geistern schweben,
Auf Wiesen in deinem Dämmer weben,
Von all dem Wissensqualm entladen
In deinem Tau gesund mich baden!
Goethe: Ur-Faust

Gewisse Bücher scheinen geschrieben zu sein, nicht damit man daraus lerne, sondern damit man wisse, daß der Verfasser etwas gewußt hat.
Goethe: Maximen und Reflexionen.

Auch Bücher haben ihr Erlebtes, das ihnen nicht entzogen werden kann.
Goethe: Maximen und Reflexionen.

Es gibt Bücher, durch welche man alles erfährt und doch zuletzt von der Sache nichts begreift.
Goethe: Maximen und Reflexionen.

Man hatte zu der Zeit noch keine Bibliotheken für Kinder veranstaltet. Die Alten hatten selbst noch kindliche Gesinnungen, und fanden es bequem, ihre eigene Bildung der Nachkommenschaft mitzuteilen. Außer dem »Orbis pictus« des Amos Comenius kam uns kein Buch dieser Art in die Hände; aber die große Foliobibel, mit Kupfern von Merian, ward häufig von uns durchblättert; Gottfrieds »Chronik«, mit Kupfern desselben Meisters, belehrte uns von den merkwürdigsten Fällen der Weltgeschichte; die »Acerra philologica« tat noch allerlei Fabeln, Mythologien und Seltsamkeiten hinzu; und da ich gar bald die Ovidischen »Verwandlungen« gewahr wurde, und besonders die ersten Bücher fleißig studierte: so war mein junges Gehirn schnell genug mit einer Masse von Bildern und Begebenheiten, von bedeutenden und wunderbaren Gestalten und Ereignissen angefüllt, und ich konnte niemals Langeweile haben, indem ich mich immerfort beschäftigte, diesen Erwerb zu verarbeiten, zu wiederholen, wieder hervorzubringen.
Goethe: Aus meinem Leben. Dichtung und Wahrheit.

Und viele Bücher trag ich im Kopf!
Heine: Deutschland. Ein Wintermärchen.

Das war ein Vorspiel nur, dort, wo man Bücher
Verbrennt, verbrennt man auch am Ende Menschen.
Heine: Almansor.

Die großen Fakta und die großen Bücher entstehen nicht aus Geringfügigkeiten, sondern sie sind notwendig, sie hängen zusammen mit den Kreisläufen von Sonne, Mond und Sternen, und sie entstehen vielleicht durch deren Influenz auf die Erde. Die Fakta sind nur die Resultate der Ideen;... aber wie kommt es, daß zu gewissen Zeiten sich gewisse Ideen so gewaltig geltend machen, daß sie das ganze Leben der Menschen, ihr Tichten und Trachten, ihr Denken und Schreiben, aufs wunderbarste umgestalten? Es ist vielleicht an der Zeit, eine literarische Astrologie zu schreiben und die Erscheinung gewisser Ideen oder gewisser Bücher, worin diese sich offenbaren, aus der Konstellation der Gestirne zu erklären.
Heine: Die romantische Schule.

Ein Buch will seine Zeit, wie ein Kind. Alle schnell in wenigen Wochen geschriebenen Bücher erregen bei mir ein gewisses Vorurteil gegen den Verfasser.
Heine: Aphorismen und Fragmente.

Ohne nachdenkende Erfahrung versteht man die Bücher nicht; diese wiederum machen uns auf den lebendigen Geist der Zeiten aufmerksam.
Herder: Briefe zur Beförderung der Humanität.

Die einzelnen sind es, welche die Leiden der Zeit leiden und die Gedanken der Zeit denken. Und Bücher, aus denen solch ein Schmerz der Zeit spricht, sind die traurigsten und werden sehr berühmt, weil es die einzigen sind, die wir beinahe ganz verstehen können.
Hofmannsthal: Das Tagebuch eines Willenskranken.

Sie lesen noch lieber Zeitungen als Bücher, und obwohl sie nicht bestimmt wissen, was sie suchen, so ist es doch sicherlich keineswegs Poesie, sondern es sind seichte, für den Moment beruhigende Aufschlüsse, es sind die Zusammenstellungen realer Fakten, es sind faßliche und zum Schein neue »Wahrheiten«, es ist die rohe Materie des Daseins.
Hofmannsthal: Der Dichter und diese Zeit.

Das Buch ist da, voll seiner Gewalt über die Seele, über die Sinne. Das Buch ist da und flüstert, wo Lust aus dem Leben zu gewinnen ist und wie Lust zerrinnt, wie Herrschaft über die Menschen gewonnen wird und wie die Stunde des Todes soll ertragen werden. Das Buch ist da und in ihm der Inbegriff der Weisheit und der Inbegriff der Verführung. Es liegt da und schweigt und redet und ist um soviel zweideutiger, gefährlicher, geheimnisvoller, als alles zweideutiger, machtvoller und geheimnisvoller ist in dieser über alle Maßen unfaßlichen, dieser im höchsten Sinne poetischen Zeit. Es hat keinen Sinn, eine wohlfeile Antithese zu machen und den Büchern das Leben entgegenzustellen. Denn wären die Bücher nicht ein Element des Lebens, ein höchst zweideutiges, entschlüpfendes, gefährliches, magisches Element des Lebens, so wären sie gar nichts und es wäre nicht des Atems wert, über sie zu reden. Aber sie sind in der Hand eines jeden etwas anderes, und sie leben erst, wenn sie mit einer lebendigen Seele zusammenkommen. Sie reden nicht, sondern sie antworten, dies macht Dämonen aus ihnen.
Hofmannsthal: Der Dichter und diese Zeit.

Ich höre des öfteren, man nennt irgendwelche Bücher naturalistische und irgendwelche psychologische und andere symbolistische, und noch andere ebenso nichtssagende Namen. Ich glaube nicht, daß irgend eine dieser Bezeichnungen den leisesten Sinn hat für einen, der zu lesen versteht. Ich glaube auch nicht, daß ein anderer Streit, mit dem die Luft erschüttert wird, irgend eine Bedeutung für das innere Leben der lebendigen Menschen hat, ich meine den Streit über die Größe und die Kleinheit der einzelnen Dichter, über die Abstufungen unter ihnen, und darüber, ob die lebendigen Dichter um so viel geringer sind als die toten. Denn ich glaube, für den einzelnen, für den, der das Erlebnis des Lesenden kennt, für ihn wandeln tote Dichter mitten unter den Lebendigen und führen ihr zweites Leben. Für ihn gibt es ein Zeichen, das dem dichterischen Gebilde aufgeprägt ist: daß es geboren ist aus der Vision. Sonst kümmern ihn keine Unterscheidungen. Er wartet nicht auf den großen Dichter. Für ihn ist immer der Dichter groß, der seine Seele mit dem Unmeßbaren beschenkt.
Hofmannsthal: Der Dichter und diese Zeit.

Stoßseufzer!
Heut mißt man die Bücher mit Ellen
Ein wahrer Papier-Ocean!
Tagtäglich drei neue Novellen,
Tagtäglich ein neuer Roman!
Holz: Buch der Zeit.

Ertragt Bücher, Menschen und euch!
Jean Paul: Leben des Quintus Fixlein.

Da überhaupt die Bücher nur größere Briefe an das Publikum sind: so ringen wir nach jener angenehmen Nachlässigkeit, die man in kleineren Briefen so achtet und genießt.
Jean Paul: Vorschule der Ästhetik.

Heutzutage haben wir schon Bücher von Büchern und Beschreibungen von Beschreibungen.
Lichtenberg: Aus den »Sudelbüchern«

Himmel laß mich nur kein Buch von Büchern schreiben.
Lichtenberg: Aus den »Sudelbüchern«

Schreibt man denn Bücher bloß zum Lesen? oder nicht auch zum Unterlegen in die Haushaltung? Gegen eins, das durchgelesen wird, werden Tausende durchgeblättert, andere Tausend liegen stille, andere werden auf Mauslöcher gepreßt, nach Ratzen geworfen, auf andern wird gestanden, gesessen, getrommelt, Pfefferkuchen gebacken, mit andern werden Pfeifen angesteckt, hinter dem Fenster damit gestanden.
Lichtenberg: Aus den »Sudelbüchern«

Unter die größten Entdeckungen, auf die der menschliche Verstand in den neuesten Zeiten gefallen ist, gehört meiner Meinung nach wohl die Kunst, Bücher zu beurteilen, ohne sie gelesen zu haben.
Lichtenberg: Aus den »Sudelbüchern«

Der deutsche Gelehrte hält die Bücher zu lange offen, und der Engländer macht sie zu früh zu. Beides hat indessen in der Welt seinen Nutzen.
Lichtenberg: Aus den »Sudelbüchern«

Es ist sehr gut, die von andern hundertmal gelesenen Bücher immer noch einmal zu lesen, denn obgleich das Objekt einerlei bleibt, so ist doch das Subjekt verschieden.
Lichtenberg: Aus den »Sudelbüchern«

Wie man alte Bücher studiert, in der Absicht Wahrheit zu suchen, so kann man wohl zuweilen eine Ausbeute erhalten, die andern entgangen ist, allein man riskiert auch zuweilen, die beste Zeit seines Lebens zu verkuxen.
Lichtenberg: Aus den »Sudelbüchern«

Ob ich gleich weiß, daß sehr viele Rezensenten die Bücher nicht lesen die sie so musterhaft rezensieren, so sehe ich doch nicht ein was es schaden kann, wenn man das Buch lieset, das man rezensieren soll.
Lichtenberg: Aus den »Sudelbüchern«

Seine Bücher waren alle sehr nett, sie hatten auch sonst wenig zu tun.
Lichtenberg: Aus den »Sudelbüchern«

Wie die Menschen, so die Bücher, die von ihnen geschrieben werden. Anstatt mich also über die überhandnehmende Schriftstellerei zu beklagen, bete ich vielmehr die hohe Ordnung der Natur an, die es überall will, daß von allem was geboren wird ein großer Teil zu Dünger wird und zu Makulatur, welches eine Art von Dünger ist. Mit einem Wort Deutschland ist das wahre Bücher-Beet für die Welt, die Treibhäuser, die Gärtner, ich meine die Buchhändler mögen auch sagen was sie wollen.
Lichtenberg: Aus den »Sudelbüchern«

Man hat Nachtstühle, die wie aufeinander gelegte Folianten aussehen. Einige Schriftsteller scheinen Gefallen an der umgekehrten Methode zu finden und Bücher zu schreiben die sich wie Nachtstühle präsentieren.
Lichtenberg: Aus den »Sudelbüchern«

Eine seltsamere Ware, als Bücher, gibt es wohl schwerlich in der Welt. Von Leuten gedruckt, die sie nicht verstehen; von Leuten verkauft, die sie nicht verstehen; gebunden, rezensiert und gelesen von Leuten, die sie nicht verstehen; und nun gar geschrieben von Leuten, die sie nicht verstehen.
Lichtenberg: Aus den »Sudelbüchern«

Schuldbewußt verdammt der Überwinder
Selbst die junge Wißbegier der Kinder;
Daß sie nicht im Ehedem sich spiegeln,
Läßt er selbst der Bücher Schatz versiegeln!
Platen: Gedichte

Es gibt Schriftsteller die Unbedingtes trinken wie Wasser; und Bücher, wo selbst die Hunde sich aufs Unendliche beziehen.
Schlegel: Kritische Fragmente.

Leute die Bücher schreiben, und sich dann einbilden, ihre Leser wären das Publikum, und sie müßten das Publikum bilden: diese kommen sehr bald dahin, ihr sogenanntes Publikum nicht bloß zu verachten, sondern zu hassen; welches zu gar nichts führen kann.
Schlegel: Kritische Fragmente.

 

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