Beamte: Wir lachen über sie. Doch ohne sie würde im Staat das Chaos ausbrechen.

Wir alle lachen doch gerne über Beamte. Das sieht man bereits an der Fülle der kursierenden Beamtenwitze. Staatsdiener sind faul und unsympathisch, verdienen ihr Geld fürs Schlafen und Nichtstun, es gibt zu viele Beamte, aus dem Finanzamt kommt man nackt heraus, usw.

Die Wirklichkeit über Beamte sieht anders aus

Denn: Beamte sind fleißig, verdienen weniger als vergleichbare Arbeitnehmer in der freien Wirtschaft, müssen eine Menge Einschränkungen hinnehmen ...

Beamte haben übrigens Humor. Jede Menge sogar, denn sie lachen gerne über Beamtenwitze. Wie diesen z.B.:

Der kürzeste Beamtenwitz: Geht ein Beamter zur Arbeit ...

Oder der nächste Beamtenwitz: Ein Beamter zum anderen: "Wie war denn dein Urlaub?" "Wie im Büro. Ich saß herum, tat nichts und wartete auf das Mittagessen."

Hübsche Vorurteile, nicht wahr? Man lacht darüber. In Wirklichkeit sind Beamte die Prügelknaben der Nation. Politiker hauen mit Vorliebe auf Beamte drauf, um von eigenen Problemen abzulenken, und die Medien machen fleißig mit. Viele Bürger glauben dann tatsächlich an die künstlich und oft bewusst erzeugten Vorurteile. Hierzu - und zu den Folgen - ein Zitat aus meinem Roman "Paradision":

"Unser Staat wird untergehen, wenn die Verhältnisse sich nicht ändern - radikal ändern. Und nicht nur unser Staat, sondern ganz Europa, früher oder später - und damit unsere ganze Kultur. Ich möchte jetzt gar nicht auf die Dritte Welt oder auf den Islam eingehen, sondern nur ein kleines Beispiel bringen, aus einem Bereich, in dem ich mich von Berufs wegen auskenne: Wir vernachlässigen unsere Beamten. Ja, Sie haben richtig gehört, wir verlangen unseren Staatsdienern, die an der Basis arbeiten, alle möglichen Sonderopfer ab, machen sie zu Prügelknaben der Nation, demotivieren sie - und richten damit unser Land zugrunde, denn die öffentlichen Aufgaben werden nicht mehr richtig erfüllt. Und wer ist schuld daran? Unsere Politiker, die kein Format und kein Rückgrat mehr haben, die nur noch Entscheidungen für heute treffen, die nicht über eine Legislaturperiode hinaussehen?"

Damit es nicht zu ernst wird - niemand will, dass Sie den schmerzhaften Prozess durchmachen, von Ihren Vorurteilen abzurücken -, wieder ein Beamtenwitz:

Kennen Sie Beamten-Mikado? Wer sich zuerst bewegt, hat verloren.

Jetzt bitte mit dem Lachen aufhören, es wird ein wenig ernster (keine Sorge, es kommen noch Witze, wenigstens zum Lachen sind die Beamten ja gut).

Zu den Vorurteilen:

Beamte kennen keine 35-Stunden-Woche, sie arbeiten auch nicht nur 38 Stunden. Die Regel ist die 41-Stunden-Woche. Wie Prof. Hans-Werner Sinn, Präsident des lfo-Instituts, schon im Jahr 2004 äußerte, arbeiten Beamte bis zu 12% länger als Beschäftigte der privaten Wirtschaft. Und Überstunden werden in der Regel nicht bezahlt. Dabei liegen die Gehälter der Staatsbediensteten deutlich unter den Löhnen der in der freien Wirtschaft Tätigen. In 2003 waren es im Schnitt lt. Prof. Sinn 5,5% geringere Einnahmen. Und der Abstand zur Privatwirtschaft wird von Jahr zu Jahr größer!

Uff, von dem Schock muss man sich erst einmal erholen, Beamtenwitze sind da überaus hilfreich:

Fragt ein Beamter den anderen: "Hast Du meinen Bleistift gesehen?" Antwort: "Der steckt hinter Deinem Ohr!" Darauf der erste: "Mach´s doch nicht so schwer. Hinter dem rechten oder dem linken?"

Noch ein Vorurteil: Beamte haben reichlich Privilegien. Ist dem tatsächlich so? Einige kleine Hinweise mögen genügen, dann kann, wer will, selbst darüber nachdenken, oder aber weiter lachen. Die Rechtsprechung sagt, dass bei Beamten die Rechte den Pflichten nachrangig sind. Beamte dürfen z.B. nicht streiken; ihnen fehlt dieses Druckmittel, um ihre Rechte durchzusetzen, völlig! Beamte können in ihrem Dienstbereich, z.B. ihrem Bundesland, einfach an eine andere Dienststelle versetzt werden. Sie haben sich bei politischer Betätigung maßvoll zu verhalten. Beamte sind, kurz gefasst, Diener, die zu gehorchen haben und deren persönliche Freiheiten dabei in einem nicht unerheblichen Maß eingeschränkt werden. Beamte sind immer Beamte, bei Tag und bei Nacht!

Darauf noch einen Beamtenwitz:

Wie streiken Beamte? Sie legen für eine Stunde ihre Zeitung nieder.

Ach ja, die Sache mit den Pensionen: Die Renten sind viel niedriger als die Ruhegehälter der Beamten. Das Dumme an dieser Aussage ist nur: Hier werden Äpfel mit Knödeln verglichen. Abgesehen davon, dass Beamte ihre Pensionen voll zu versteuern haben, Rentner ihre Renten hingegen zur Zeit nur zum Teil, müssten natürlich, um überhaupt eine Vergleichbarkeit annähernd herzustellen, die Gehalts- und die Lohnebenen erst einmal einander entsprechen, d.h., es kann nicht die Pension eines Oberstudienrats mit der Rente einer kaufmännischen Angestellten verglichen werden. Weiterhin kommen in der freien Wirtschaft zu den gesetzlichen Renten sehr häufig Werksrenten und ähnliches hinzu. Bei Beamten hingegen sind sämtliche Ruhestandsansprüche mit der Pension abgegolten. Tatsächlich sieht die Gesamtversorgung in der Privatwirtschaft eher besser aus als die Beamtenversorgung!

Uff, jetzt möchten Sie aber nicht mehr Beamter werden, oder? Daher ist dringend Ablenkung von der Wirklichkeit nötig:

Warum mögen Beamte keine Papiertaschentücher? Weil "Tempo" draufsteht.

Gibt es noch weitere Vorurteile? Jede Menge! Einige Beispiele:

Na, ein kleiner Trost für alle, die Beamte geworden sind (und über die man in Zeiten des wirtschaftlichen Aufschwungs so gerne lächelt: "Wie konntet Ihr nur so dumm sein!"):

Sie dürfen über sich selbst lachen!

Daher zum Abschluss noch einer dieser so wohltuenden Beamtenwitze:

Wie viele Beamtenwitze gibt es? Keinen, das sind alles Tatsachenberichte.

Christian von Kamp

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Links:

Prof. Hans-Werner Sinn

Beamtenklischees

Vorurteile - Das stimmt davon

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Kleine Idee für eine Kampagne: "Künstler für Beamte - damit sie und wir alle überleben". (Ist das jetzt ein Witz?)

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